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Antworten auf häufig gestellte Fragen zur COVID-19-Pandemie

Stand: 30.5.2024

Was war die COVID-19-Pandemie?

Ende 2019 wurde eine Häufung atypischer Lungenentzündungen in Wuhan, China, bekannt. Bald danach wurde ein neuartiges Virus als Ursache gefunden, das später als SARS-CoV-2 bezeichnet wurde. Weil in der Bevölkerung weltweit keinerlei Immunität gegen SARS-CoV-2 bestand, konnte sich das hochansteckende Virus sehr rasch über den Erdball verbreiten und Erkrankungen – COVID-19 – verursachen, die in vielen Fällen einen schweren Krankheitsverlauf hatten oder sogar tödlich waren. Am 11. März 2020 hat die WHO das COVID-19-Geschehen zur Pandemie erklärt. 2023 ging die Pandemie allmählich in ein endemisches Geschehen über.

In Deutschland wurden – wie in vielen anderen Ländern – frühzeitig Infektionsschutzmaßnahmen ergriffen, da sich sonst innerhalb kürzester Zeit sehr viele Menschen angesteckt hätten. Ziel der Maßnahmen war es, die Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu verlangsamen, um die Zahl der Erkrankungen und damit auch ein großflächiges Auftreten von schweren Krankheits- und Todesfällen so weit wie möglich zu verhindern, um das Gesundheitssystem und andere kritische Infrastrukturen vor Überlastung zu schützen und Zeit zu gewinnen, bis ein Impfstoff verfügbar ist. Bereits Ende 2020 waren Impfstoffe verfügbar, im Laufe des Jahres 2021 und 2022 fanden Massenimpfungen u.a. in Impfzentren statt. Ebenfalls seit Ende 2020 traten weltweit nach und nach neue Varianten von SARS-CoV-2 auf (u.a. Alpha, Delta, Omikron), die einen bereits vorhandenen Immunschutz teils umgehen konnten. Die COVID-19-Pandemie war in Deutschland von 2020 bis 2022 von heftigen Infektions- und Krankheitswellen geprägt. Im Verlauf entwickelte der Großteil der Menschen – durch Impfung und/oder Infektion – ein gewisses Maß an Immunität, sodass das pandemische Geschehen allmählich in ein endemisches Geschehen überging. In den drei Pandemiejahren 2020, 2021 und 2022 registrierte das RKI für Deutschland mehr als 37 Millionen labordiagnostisch bestätigte Infektionen, rund 161.500 Menschen wurden in Verbindung mit COVID-19 als verstorben übermittelt.

SARS-CoV-2 wird, wie andere Atemwegserreger, weiterhin weltweit zirkulieren. Auch neue Varianten sind möglich. Die Entwicklung des SARS-CoV-2-Infektionsgeschehens lässt sich generell nicht vorhersagen. Viele Fachleute gehen davon aus, dass sich die Auswirkungen – ähnlich wie nach den Influenzapandemien des 20. Jahrhunderts – perspektivisch im Laufe der kommenden Jahre weiter reduzieren werden.

Stand: 18.09.2023

Wie viele Todesfälle gab es in der Pandemie?

In den drei Pandemiejahren 2020, 2021 und 2022 sind rund 161.500 Menschen mit laborbestätigten Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion in Verbindung mit COVID-19 gestorben. In die Statistik des RKI gehen die COVID-19-Todesfälle ein, bei denen ein laborbestätigter Nachweis von SARS-CoV-2 (direkter Erregernachweis) vorliegt und die in Bezug auf diese Infektion verstorben sind. Das Risiko an COVID-19 zu versterben ist bei Personen, bei denen bestimmte Vorerkrankungen bestehen, höher. Daher ist es in der Praxis häufig schwierig zu entscheiden, inwieweit die SARS-CoV-2-Infektion direkt zum Tode beigetragen hat. Sowohl Menschen, die unmittelbar an der Erkrankung verstorben sind ("gestorben an"), als auch Personen mit Vorerkrankungen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren und bei denen sich nicht abschließend nachweisen lässt, was die Todesursache war ("gestorben mit"), werden erfasst. Generell liegt es immer im Ermessen des Gesundheitsamtes, ob ein Fall als verstorben an bzw. mit COVID-19 ans RKI übermittelt wird oder nicht. Bei einem Großteil der an das RKI übermittelten COVID-19-Todesfälle wurde "verstorben an der gemeldeten Krankheit" angegeben. Im Zeitraum 2020-2021 wurde bei ca. 90% der übermittelten COVID-19-Todesfälle, bei denen Angaben dazu gemacht wurden, angegeben, dass die betroffene Person aufgrund von COVID-19 verstorben sei, im Jahr 2022 lag der Anteil bei 77%, im Jahr 2023 (Januar-April) bei 70%. Dies wird auch durch Obduktionen bestätigt: Daten aus dem deutschen Autopsie-Register beispielsweise zeigten, dass in den ersten drei Pandemiewellen (bis Oktober 2021) 86% der Fälle, bei denen vor oder nach Eintritt des Todes eine SARS-CoV-2-Infektion festgestellt wurde, aufgrund der COVID-19-Erkrankung verstorben sind (von Stillfried, Lancet Regional Health 2022).

Darüber hinaus wird in fast allen Bundesländern der vertrauliche Teil der Todesbescheinigung an das Gesundheitsamt gesendet. Dort kann ein Abgleich mit den Meldedaten erfolgen, wenn auf der Todesbescheinigung als Todesursache eine Infektionskrankheit angegeben ist.

In Deutschland wurden bezogen auf die Gesamtbevölkerung weniger Todesfälle verzeichnet als in vielen anderen europäischen Ländern (siehe u.a. Dashboard der Johns Hopkins University, Todesfälle je Land pro 100.000 Einwohner).

Stand: 18.09.2023

Was bedeutet es, wenn eine Krankheit "endemisch" ist?

Eine Krankheit ist endemisch, wenn sie in einer Region zwar immer wieder auftritt, bei einem Großteil der Bevölkerung aber ein gewisser Immunschutz gegen diese Krankheit besteht. Beispiele sind viele virale Atemwegserkrankungen, die dabei aber nicht immer in der gleichen Häufigkeit nachzuweisen sind, sondern in (saisonalen) Wellen auftreten. In Bezug auf COVID-19 bedeutet das: Nachdem ein Großteil der Menschen in Deutschland Kontakt zu SARS-CoV-2 hatte (durch Impfung oder Infektion) und über ein gewisses Maß an Immunität verfügt, geht das pandemische Geschehen allmählich in ein endemisch-wellenförmiges Geschehen über. Dieser Übergang kann nicht eindeutig anhand eines "Schwellenwertes" festgelegt werden. Er findet global auch nicht überall gleichzeitig statt und kann erst im Nachhinein beurteilt werden.

Dass COVID-19 mehr und mehr einer endemisch auftretenden Infektionskrankheit gleicht, bedeutet nicht, dass sie für alle harmlos geworden ist. Ähnlich wie bei der Grippe wird es auch weiterhin zu regionalen oder überregionalen Ausbrüchen und saisonalen Erkrankungswellen (insbesondere im Herbst und Winter) kommen, bei denen Infektionen vor allem bei älteren Menschen und solchen mit bestimmten Grunderkrankungen auch mit schweren Verläufen und Todesfällen einhergehen können.

Stand: 30.05.2024

Welche Aufgabe hatte das Robert Koch-Institut in der COVID-19-Pandemie?

Das RKI hat, wie auch in anderen infektiologischen Krisenlagen, in einer Pandemie die Aufgabe, die epidemiologische Situation so genau wie möglich zu erfassen, aktuelle Risiken für die Bevölkerung in Deutschland abzuschätzen, Politik und andere Behörden zu beraten und Empfehlungen (u.a. zum Infektionsschutz, Hygiene in medizinischen Einrichtungen, Diagnostik, möglichen Strategien der Pandemiebewältigung) für die Fachöffentlichkeit zu erstellen. Zu COVID-19 veröffentlichte das RKI die ersten Informationen bereits Anfang Januar 2020 auf der Internetseite. Die Datenerfassung wurde während der Pandemie kontinuierlich ausgebaut, die Analysen und Bewertungen detaillierter (siehe auch "Waren die Daten des RKI ausreichend?"). Das Institut arbeitete eng mit anderen Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene zusammen. Darüber hinaus haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch eigene Forschung maßgeblich zu einer evidenzbasierten Grundlage für die Empfehlungen des RKI selbst und unabhängiger Gremien sowie für die Maßnahmen des Bundes und der Bundesländer beigetragen.

Das RKI gibt Empfehlungen aus infektionsepidemiologischer Sicht. Welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, sind aber Entscheidungen der Politik, die viele verschiedene zusätzliche Faktoren berücksichtigen muss. Alle Informationen und Dokumente zur COVID-19-Pandemie waren (bzw. sind) im Internet auf einer eigenen Seite abrufbar. Sie wurden kontinuierlich aktualisiert und der Situation angepasst. Das RKI hat außerdem regelmäßig in eigenen Pressebriefings und später gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium in der Bundespressekonferenz über die aktuelle Situation informiert. Die Briefings und Pressekonferenzen wurden gestreamt und waren damit für alle Interessierten zugänglich. Die am RKI angesiedelte Ständige Impfkommission (STIKO) ist ein unabhängiges Gremium externer Expertinnen und Experten, das Impfempfehlungen erstellt (die Bewertung von Impfstoffen und Erfassung von Nebenwirkungen fällt in den Zuständigkeitsbereich des Paul-Ehrlich-Instituts). Ebenfalls am RKI angesiedelt ist der STAKOB, der Therapieempfehlungen gibt und bei Patienten-Verlegungen beraten hat.

Darüber hinaus wurden dem RKI im Verlauf der Pandemie weitere Aufgaben übertragen, u.a. die Erfassung der COVID-19-Impfquoten im Digitalen Impfquotenmonitoring (siehe FAQ zu COVID-19 und Impfen, Abschnitt Impfquotenmonitoring), das Zusammenführen von SARS-CoV-2-Genomsequenzierungs- und Meldedaten in Deutschland zur Erfassung, Analyse und Bewertung von SARS-CoV-2-Virusvarianten (Integrierte Genomische Surveillance), die Umsetzung der Corona-Warn-App zur Nachverfolgung von Infektionsketten und die Digitale Einreiseanmeldung.

Stand: 18.09.2023

Welche Daten hat das RKI erhoben?

Von Beginn der Pandemie an nutzten RKI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler verschiedene, sich ergänzende Datenquellen und Surveillancesysteme zur Analyse von Daten, um die COVID-19-Trends bestmöglich einschätzen zu können (Siehe die Frage "Anhand welcher Indikatoren wurde die epidemische Lage bewertet?"). Dazu zählen unter anderem die Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz (u.a. Fall- und Todesfallzahlen, geografische Verteilung, zeitlicher Verlauf, betroffene Altersgruppen, Hospitalisierungen, Ausbrüche), aber auch Informationen aus bereits bestehenden und im Rahmen der Pandemieplanung und -vorbereitung entwickelten Surveillance-Systemen (für akute Atemwegserkrankungen) und aus Projekten und Studien, die im Rahmen der COVID-19-Pandemie - auch in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen - durchgeführt wurden (u.a. Antikörperstudien zur Immunität in der Bevölkerung, später Studien zur psychische Belastung von Kindern während der verschiedenen Pandemie-Phasen oder zur Inanspruchnahme und Akzeptanz der COVID-19-Impfung verschiedener Bevölkerungsgruppen). Auch die Impfquoten, Impfdurchbrüche, die Anzahl der COVID-19-Patientinnen und -Patienten auf Intensivstationen und die Zahl der durchgeführten Labortests auf SARS-CoV-2 wurden erfasst, ebenso später die zirkulierenden Virusvarianten über die genomische Surveillance. Eine Übersicht zu Surveillance und Studien des RKI zur Lagebewertung ist im Epidemiologischen Bulletin 29/2022 erschienen, eine Liste der wissenschaftlichen Publikationen ist hier abrufbar.

Die Daten wurden der (Fach-)Öffentlichkeit teils tagesaktuell und grafisch aufbereitet zur Verfügung gestellt, beispielsweise in einem interaktiven COVID-19-Dashboard, in dem u.a. Fallzahlen und 7-Tage-Inzidenzen bis auf Landkreisebene abgerufen werden konnten, in täglichen Situationsberichten, im Pandemieradar und – mit epidemiologischer Einordnung – in ausführlichen Tages- und Wochenberichten.

Stand: 18.09.2023

Anhand welcher Indikatoren wurde die epidemische Lage bewertet?

Es gab viele verschiedene Indikatoren (oder Kennzahlen), die immer gemeinsam betrachtet wurden, um die Situation bewerten zu können. Ein einzelner Indikator reicht nicht. Dabei folgte die Situationseinschätzung und Risikobewertung anhand von Kernindikatoren, die im Verlauf der Pandemie auch ausgebaut wurden. Grundsätzlich wurden die Übertragbarkeit (Infektionsgeschehen), die Krankheitsschwere und die Belastung des Gesundheitssystems bewertet.

Infektionsgeschehen:

  • 7-Tage-Inzidenz (Anzahl der ans RKI übermittelten COVID-19-Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb eines Zeitraums von 7 Tagen). Die Fallzahlen sind dabei immer von Testempfehlungen abhängig, die während der Pandemie mehrfach angepasst wurden.
  • Positivenrate (Anteil von positiven PCR-Tests an allen durchgeführten PCR-Tests, die in der RKI-Testzahlerfassung erfasst wurden)
  • Arztbesuche wegen COVID-19 (wöchentliche Inzidenz der Arztkonsultationen wegen einer neu aufgetretenen akuten Atemwegserkrankung mit einer COVID-19-Diagnose je 100.000 Einwohner)
  • Viruslast im Abwasser (Anteil der Standorte mit einer steigenden, gleichbleibenden oder fallenden SARS-CoV-2-Last im Abwasser)

Krankheitsschwere:

  • 7-Tage-Hospitalisierungs-Inzidenz (Anzahl der ans RKI übermittelten hospitalisierten COVID-19-Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb eines Zeitraums von 7 Tagen)
  • Hospitalisierte mit schwerer akuter Atemwegserkrankung (wöchentliche Inzidenz der neu im Krankenhaus aufgenommenen Fällen mit einer schweren akuten Atemwegserkrankung (SARI) und einer COVID-19-Diagnose je 100.000 Einwohner)
  • Todesfälle (Anzahl an Personen, die gemäß IfSG als im Zusammenhang mit COVID-19 verstorben ans RKI übermittelt worden sind)

Belastung des Gesundheitssystems:

  • ITS-Auslastung (prozentualer Anteil der belegten Betten an allen betreibbaren Betten auf Intensivstationen)
  • Anteil belegter Krankenhausbetten (prozentualer Anteil der belegten Betten an allen betreibbaren Betten auf Normalstationen)
  • Aufenthaltsdauer in Notaufnahmen (Die Belastung der Notaufnahmen wird durch die wöchentlich ermittelte durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den beteiligten Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie in Minuten im Vergleich zur durchschnittlichen Aufenthaltsdauer vor der Pandemie dargestellt)

Daneben gab es weitere, ergänzende Indikatoren, etwa die Entwicklung der Impfquoten, besonders betroffene Altersgruppen, den R-Wert (um die Ausbreitungsgeschwindigkeit einschätzen zu können) und vieles mehr.

Stand: 18.09.2023

Welche Bedeutung haben die Protokolle aus dem RKI-Krisenstab?

Während der COVID-19-Pandemie wurden im Zuge des RKI-internen Lage- bzw. Krisenmanagements Besprechungen durchgeführt, in denen die Lage bewertet und RKI-Aktivitäten koordiniert wurden. Zu diesen Treffen wurden Protokolle angefertigt. Als interne Arbeitsdokumente haben sie dazu gedient, den Informationsfluss und die Abstimmung innerhalb des RKI sicherzustellen. Die Protokolle spiegeln den offenen wissenschaftlichen Diskurs wider, in dem verschiedene Perspektiven angesprochen und abgewogen werden. Die Bewertungen reflektieren den Stand des Wissens und auch der öffentlichen Debatte im Krisenstab zum jeweiligen Zeitpunkt. Einzelne Äußerungen im Rahmen solcher Diskussionen stellen nicht zwangsläufig eine abgestimmte Position des RKI dar und sind ohne Kenntnis der Zusammenhänge nicht immer verständlich. Kontext und Datengrundlagen werden nicht immer im Protokoll wiedergegeben, da diese den Teilnehmenden bekannt waren. Deshalb müssen die Protokolle immer in ihrem Kontext gesehen und interpretiert werden. Eine wichtige Quelle dafür sind die Tages- und Wochenberichte des RKI (weiterhin zugänglich unter www.rki.de/covid-19-pandemie) und andere Veröffentlichungen.

Aufgrund des öffentlichen Interesses stellt das RKI die COVID-19-Krisenstabsprotokolle von Januar 2020 bis April 2021 weitestgehend ohne Schwärzungen zur Verfügung: www.rki.de/covid-19-krisenstabsprotokolle. Hintergründe zur Veröffentlichung nach dem Informationsfreiheitsgesetz sind im Dokument erläutert. Die verbleibenden Protokolle bis zum Ende der Sitzungen im Juli 2023 sollen nach entsprechender Prüfung und Drittbeteiligung nach dem IFG so schnell wie möglich durch das RKI veröffentlicht werden.

Stand: 30.05.2024

Waren die vom RKI erhobenen Daten ausreichend?

Die Datengrundlage zur epidemiologischen Lage in Deutschland war während der gesamten COVID-19-Pandemie ausreichend, um die aktuelle Situation zuverlässig bewerten zu können. Dank einer schon vor Jahren u.a. auch in Vorbereitung auf eine Pandemie aufgebauten syndromischen und virologischen Sentinelsurveillance akuter respiratorischer Erkrankungen - die international als Goldstandard für die Überwachung viraler akuter Atemwegserkrankungen betrachtet wird - lagen detailliert und zeitnah Informationen zur Krankheitslast auf Bevölkerungsebene, in Arztpraxen und Kliniken vor. Zusammen mit den Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz und gezielten Studien lieferten diese Instrumente in der Gesamtschau zeitnah eine solide Basis für Maßnahme-Entscheidungen. Alle Surveillancesysteme des RKI wurden im Verlauf der Pandemie weiter ausgebaut bzw. für die optimale Erfassung von relevanten Informationen zu COVID-19 adaptiert.

Zu einem gewissen Grad wird es auch in künftigen infektiologischen Krisenlagen unvermeidbar sein, dass kurzfristig notwendige Entscheidungen auf Basis einer noch unvollständigen oder unsicheren Datenlage getroffen werden müssen. Eine in allen relevanten Aspekten vollständige Datenlage kann für ein unbekanntes Ereignis nicht erwartet und erreicht werden. Wichtig ist aus Sicht der Pandemieplanung eine gute Vorbereitung mit soliden und dauerhaften Strukturen sowie erfahrenen Fachleuten. Dadurch wird eine schnelle und flexible Anpassung bzw. ein Ausbau der aus fachlicher Sicht relevanten Strukturen im Ereignisfall ermöglicht.

Stand: 18.09.2023

Warum waren Maßnahmen gegen Corona wichtig?

Bei SARS-CoV-2 handelte es sich um ein neues, sehr ansteckendes Virus, das – vor allem im höheren Alter bzw. bei bestimmten Vorerkrankungen – viele schwer verlaufende Erkrankungen (COVID-19) verursachte und bei einem Teil der Infizierten auch zu länger anhaltenden Folgen (Long COVID) führt. Die Strategie, insbesondere während der ersten Phasen der COVID-19-Pandemie, war die Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu verlangsamen, um ein großflächiges Auftreten von Infektionen und damit einhergehenden schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen so weit wie möglich zu verhindern, um Zeit zu gewinnen, bis ein Impfstoff verfügbar war. Dadurch konnte in Deutschland im Gegensatz zu beispielsweise Italien, dem vereinigten Königreich und Spanien insbesondere während der ersten weltweiten Infektionswelle im Frühjahr und Frühsommer 2020 eine sehr hohe Zahl an Todesfällen verhindert werden. Ende 2020 wurde dann erstmals die COVID-19-Impfung zugelassen und in Deutschland verfügbar. Insbesondere zu Beginn der Pandemie standen die klassischen Infektionsschutzmaßnahmen im Mittelpunkt – die Isolation Infizierter und Quarantäne von Kontaktpersonen. Im Verlauf der Pandemie hat die Politik weitere Infektionsschutzmaßnahmen vorgegeben. Dazu zählten die Abstandsregeln, das Tragen von (medizinischen) Masken, die Reduktion von Mobilität und Kontakten (u.a. durch Reisebeschränkungen, Homeoffice sowie Absage von Großveranstaltungen) und großflächige Testangebote. Das RKI hat in seinen Empfehlungen stets betont, dass eventuell erforderliche Maßnahmen und Einschränkungen dem spezifischen Risiko angepasst und regional und zeitlich beschränkt werden sollen und dass diese Maßnahmen verhältnismäßig sowie praktisch umsetzbar sein sollen. Die Maßnahmen griffen ineinander und haben eine weitaus größere Wirkung entfaltet, wenn sie gemeinsam angewendet wurden (siehe "Wie wirksam waren die von den Behörden angeordneten Maßnahmen?"). Für die Bewältigung der Pandemie war es notwendig, dass sich die gesamte Bevölkerung engagierte, um die Fallzahlen so lange möglichst niedrig zu halten, bis große Teile der Bevölkerung geimpft waren und damit das Risiko schwerer Krankheitsverläufe deutlich gesenkt wurde.

Stand: 18.09.2023

Wie wirksam waren die von den Behörden angeordneten Maßnahmen?

Zur Wirksamkeit der Maßnahmen gibt es unter anderem einen internationalen Systematischen Review/Metaanalyse (Effectiveness of public health measures in reducing the incidence of covid-19, SARS-CoV-2 transmission, and covid-19 mortality: systematic review and meta-analysis: https://www.bmj.com/content/375/bmj-2021-068302). Der Effekt von nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPI) in Deutschland wurde in verschiedenen Studien u.a. vom RKI überprüft. Die StopptCOVID-Studie etwa hat die Wirksamkeit von NPI von März 2020 bis Ende August 2021 untersucht und kommt zu dem Schluss, dass diese wesentlich zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen und bis zur Entwicklung der Impfstoffe eine deutliche Überlastung des Gesundheitssystems verhindert haben (siehe Abschlussbericht). Die NPI waren generell mit einer deutlichen Reduktion der COVID-19-Ausbreitung in Deutschland assoziiert, die je nach Umfang der NPI unterschiedlich stark ausgeprägt war. Auch auf europäischer Ebene hat sich gezeigt, dass die COVID-19-Inzidenz durch die Verwendung von Masken, durch Einschränkungen u.a. in den Bereichen Mobilität, öffentliche Verkehrsmittel, öffentliche Veranstaltungen und Reisen sowie durch Stärkungen des Gesundheitssystems reduziert wurde. Die Untersuchung zeigt auch, dass nicht einzelne Maßnahmen, sondern erst die Kombination der NPI in verschiedenen Bereichen die Kontrolle von COVID-19 in Deutschland ermöglicht hat. Insbesondere die Impfung hatte einen stark reduzierenden Effekt auf die Verbreitung des Virus (was insbesondere in der älteren Bevölkerung zu einer deutlich schwächeren dritten Welle im Frühjahr 2021 führte), aber auch weniger stark eingreifende NPI wie etwa Hygienekonzepte oder die Begrenzung der Personenzahl bei öffentlichen Veranstaltungen zeigten deutliche Wirkung. Da die Maßnahmen zeitgleich und ergänzend zum Einsatz gekommen sind, konnten die einzelnen NPI methodisch nur im Kontext der parallel bestehenden anderen Maßnahmen bewertet und nicht isoliert betrachtet werden (siehe auch "Warum hat das RKI das Tragen von Masken empfohlen?").

Ein weiterer erwünschter Effekt der Maßnahmen während der Pandemie war die Reduktion anderer akuter Atemwegsinfektionen und entsprechender Krankheitslast in der Bevölkerung (siehe u.a. Oh DY, Buda S, Biere B et al.: Trends in respiratory virus circulation following COVID-19-targeted nonpharmaceutical interventions in Germany, January - September 2020: Analysis of national surveillance data. Lancet Reg Health Eur 2021;6:100112). Die saisonale Influenzawelle beispielsweise ist in der Saison 2019/20 nur verkürzt gewesen und hat in den Saisons 2020/21 und 2021/22 gar nicht stattgefunden, sodass Kliniken in dieser Zeit nicht zusätzlich belastet wurden (siehe auch "Warum hat das RKI das Tragen von Masken empfohlen?").

Stand: 18.09.2023

Warum und ab wann hat das RKI das Tragen von Masken empfohlen?

In seinen FAQ zu COVID-19 hat das RKI bereits Ende Januar 2020 darauf hingewiesen, dass es sinnvoll sein kann, bei Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion eine Maske im öffentlichen Raum zu tragen, um andere vor Ansteckung zu schützen (Fremdschutz). Das generelle Tragen von Masken in der allgemeinen Bevölkerung hatte das RKI damals noch nicht empfohlen.

Seit 1.4.2020 (in den Antworten auf häufig gestellte Fragen zu COVID-19) bzw. 3.4.2020 (Pressebriefing) hat das RKI das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB, beispielsweise Stoffmasken) in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum als einen weiteren wichtigen Baustein empfohlen, um Risikogruppen zu schützen und die Ausbreitungsgeschwindigkeit von COVID-19 in der Bevölkerung zu reduzieren, siehe die Strategie-Ergänzung "Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Raum zur Reduktion von COVID-19-Übertragungen"). Das RKI war mit dieser Empfehlung früher als viele andere Institutionen oder Länder in Europa. Hintergrund für die Änderung der Einschätzung war, dass sich zu diesem Zeitpunkt die Hinweise verdichteten, dass ein Teil der SARS-CoV-2-Infizierten das Virus bereits vor dem Auftreten von Symptomen ausscheiden können (bzw. keine klaren Symptome entwickeln), und durch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB = textile Barriere) Tröpfchen zurückgehalten werden können, die z.B. beim Sprechen, Husten oder Niesen entstehen. Siehe auch "Warum kam es zu Änderungen bei Empfehlungen des RKI im Verlauf der Pandemie?".

Zur Wirksamkeit von Masken: Es gibt unterschiedliche Laborstudien, die das Rückhaltevermögen schon von einfachen Masken-Modellen klar zeigen (1, 2, 3). Hieraus leitet sich ab, dass das Tragen von Masken als Quellschutz bzw. als kollektiver Fremdschutz geeignet ist und unter bestimmten Bedingungen ein Eigenschutz möglich ist. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes führte im Setting Gesundheitswesen zu einer deutlichen Reduktion von Transmissionen und Infektionen von Betacoronaviren und anderen viralen Infektionserregern (4, 5, 6). In Arbeiten, die den Einsatz von eng anliegenden medizinischen Masken (MNS oder FFPpartikelfiltrierende Halbmaske2-(bzw. N95) Masken gepoolt) analysierten, führte der Einsatz dieser Masken bei Gesundheitspersonal in medizinischen Einrichtungen in allen Übersichtsarbeiten ebenfalls zu einer deutlichen Verringerung des Transmissionsrisikos bzw. zu einer Abnahme der Infektionszahlen (5, 6).
Ein positiver Effekt von nichtpharmakologischen Maßnahmen, einschließlich des Maskentragens, ließ sich auch in der Transmission verschiedener respiratorischen Viren einschließlich SARS-CoV-2 in der Allgemeinbevölkerung beobachten (7, 8).
Hinweise auf den protektiven Effekt des Maskentragens auf die Transmission von SARS-CoV-2 in der Allgemeinbevölkerung liegen auch in Modellierungsstudien vor (9, 10, 11).

Literatur:

  1. Bagheri G, Thiede B, Hejazi B et al.: An upper bound on one-to-one exposure to infectious human respiratory particles. Proceedings of the National Academy of Sciences 2021. https://www.pnas.org/doi/abs/10.1073/pnas.2110117118
  2. Lindsley WG, Blachere FM, Law BF et al.: Efficacy of face masks, neck gaiters and face shields for reducing the expulsion of simulated cough-generated aerosols. Aerosol Science and Technology 2020. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/02786826.2020.1862409
  3. Sterr CM, Nickel IL, Stranzinger C et al.: Medical face masks offer self-protection against aerosols: An evaluation using a practical in vitro approach on a dummy head. PLoS One 2021. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0248099
  4. Tran TQ, Mostafa EM, Tawfik GM et al.: Efficacy of face masks against respiratory infectious diseases: a systematic review and network analysis of randomized-controlled trials. Journal of Breath Research 2021. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/34407516
  5. Chu DK, Akl EA, Duda S et al.: Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19: a systematic review and meta-analysis. Lancet 2020. https://www.thelancet.com/article/S0140-6736(20)31142-9/fulltext
  6. Li Y, Liang M, Gao L et al.: Face masks to prevent transmission of COVID-19: A systematic review and meta-analysis. American Journal of Infection Control 2021. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0196655320310439
  7. Oh DY, Buda S, Biere B et al.: Trends in respiratory virus circulation following COVID-19-targeted nonpharmaceutical interventions in Germany, January - September 2020: Analysis of national surveillance data. The Lancet Regional Health - Europe, 7.6.2021. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666776221000892
  8. Talic S, Shah S, Wild H et al.: Effectiveness of public health measures in reducing the incidence of covid-19, SARS-CoV-2 transmission, and covid-19 mortality: systematic review and meta-analysis. British Medical Journal 2021;375:e068302. https://www.bmj.com/content/375/bmj-2021-068302
  9. Eikenberry SE, Mancuso M, Iboi E et al.: To mask or not to mask: Modeling the potential for face mask use by the general public to curtail the COVID-19 pandemic. Infectious Disease Modelling 2020;5:293-308. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2468042720300117
  10. Mitze T, Kosfeld R, Rode J et al.: Face Masks Considerably Reduce COVID-19 Cases in Germany. PNAS, 3.12.2020. https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2015954117
  11. Bo Y, Guo C, Lin C, Zeng Y, Li HB, Zhang Y, et al.: Effectiveness of non-pharmaceutical interventions on COVID-19 transmission in 190 countries from 23 January to 13 April 2020. Int J Infect Dis 2021; 102, pp. 247-253. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1201971220322700

Stand: 18.09.2023

Warum kam es zu Änderungen bei Empfehlungen des RKI im Verlauf der Pandemie?

In einer neuen, dynamischen Situation, in der die Eigenschaften des Virus zunächst nicht bekannt waren, war es unvermeidbar und notwendig, Empfehlungen auf Grundlage jeweils neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse entsprechend der epidemiologischen Lage anzupassen. Das RKI hat schon zu Beginn der Pandemie u.a. in seinen Risikoeinschätzungen darauf hingewiesen, dass sich die Einschätzungen auf den aktuellen Wissensstand beziehen und bei neuen Erkenntnissen angepasst werden. Im Verlauf der Pandemie mussten etliche neue Aspekte wie die Wirksamkeit von Impfungen, der Einfluss steigender Immunität in der Bevölkerung oder die Eigenschaften neuer Virusvarianten immer wieder neu bewertet werden, um angemessen auf die veränderte Situation reagieren zu können.

Das Ziel der Pandemiebekämpfung blieb dabei immer dasselbe – die Krankheitslast durch COVID-19 und damit schwere Verläufe und Todesfälle bestmöglich zu verhindern, damit auch das Gesundheitssystem vor Überlastung zu bewahren und die Krankenversorgung generell weiter sicherzustellen.

Stand: 18.09.2023

Warum waren und bleiben Impfungen wichtig?

Immunität gegen eine Erkrankung kann einerseits durch die Infektion mit dem Erreger selbst und andererseits durch Impfungen aufgebaut werden. Zu Beginn der COVID-19-Pandemie gab es noch keinerlei Immunität in der Bevölkerung; sie war "naiv". Im Verlauf des Jahres 2020 haben sich immer mehr Menschen mit dem Erreger angesteckt und ihn weiterverbreitet. Diese Ansteckungen führten zwar, zumindest zeitweilig, zu einer Immunität bei den Betroffenen, sie hatten aber auch einen hohen Preis: Eine große Zahl an Menschen, insbesondere Ältere und Personen mit Grunderkrankungen, erkrankten schwer, z.T. lebensbedrohlich, oder verstarben sogar. Im Dezember 2020 wurde in Deutschland erstmals gegen COVID-19 geimpft und bis zum Herbst 2021 konnte die Impfung der gesamten erwachsenen Bevölkerung angeboten werden. Das war wichtig, da die Krankheitslast durch COVID-19 bei Erwachsenen hoch war und die Impfung den sichereren Weg zur Immunität bietet. Allein von Januar bis Juli 2021 konnten dank der COVID-19-Impfung schätzungsweise über 76.000 stationäre, fast 20.000 intensiv-medizinische Fälle sowie mehr als 38.000 Sterbefälle verhindert werden, insbesondere bei Menschen über 60 Jahren.

Das SARS-CoV-2 verändert sich fortlaufend. Dabei kann sich die Übertragungsfähigkeit (R0) verändern und der Impfstoff wirkt möglicherweise nicht mehr so gut gegen das veränderte Virus. Die Omikron-Variante, die seit Ende 2021 in Deutschland dominiert, brachte eben diese Veränderungen mit sich. Seitdem bietet die COVID-19-Impfung zwar keinen guten Schutz mehr vor einer Ansteckung, aber schützt weiterhin sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen.

Mittlerweile wird von einer hohen Basisimmunität in der Bevölkerung ausgegangen. Das ist insbesondere ein Erfolg der COVID-19-Impfung, aber teilweise auch Ergebnis einer Immunität durch Infektionen bzw. einer Kombination aus Infektion und Impfung ("hybride Immunität"). SARS-CoV-2 zirkuliert zwar weiterhin, doch schwere Verläufe sind durch die erreichte Immunität deutlich seltener geworden. Trotzdem bleibt COVID-19 v.a. für ältere Menschen und vorerkrankte Personen ein Risiko. Deshalb ist es wichtig, dass alle Personen entsprechend der COVID-19-Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft sind. Ausführliche Informationen unter www.rki.de/covid-19-impfen.

Stand: 18.09.2023

Wo haben sich die meisten Menschen mit COVID-19 infiziert?

SARS-CoV-2 ist sehr ansteckend und verbreitet sich überall dort, wo Menschen zusammenkommen. Daher war es im Einzelfall für die Gesundheitsämter oft schwierig, den exakten Infektionsort oder das Infektionsumfeld zu bestimmen und damit auch enge Kontaktpersonen zu identifizieren. In den (bis zu 14) Tagen vor Symptombeginn kann sich ein COVID-19-Fall bei vielen Gelegenheiten im Kontakt mit (unbekannt) infektiösen anderen Menschen angesteckt haben. Eine eindeutige Aufklärung der Infektionsquelle war - sogar auch unabhängig von der begrenzten Kapazität in den Gesundheitsämtern - häufig nicht möglich. Die Durchführung gezielter Studien und die Untersuchung von Ausbruchsgeschehen waren wichtige Möglichkeiten, diejenigen Situationen mit deutlich erhöhten Infektionsrisiken besser zu verstehen und gezieltere Empfehlungen erarbeiten zu können.

Es gibt jedoch generell - ähnlich wie bei anderen akuten Atemwegsinfektionen - Umstände oder Gegebenheiten, die - bei hohen Fallzahlen in der Bevölkerung - das Ansteckungsrisiko erhöhen. Dazu zählen allgemein der Aufenthalt in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen ohne ausreichende Lüftung oder bestimmte Aktivitäten wie Singen, bei denen viele ggf. infektiöse Aerosole gebildet werden. Die Fall-Kontrollstudie CoViRiS des RKI hat ergeben, dass während der ersten Wellen die Arbeit im Gesundheitswesen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden war, ebenso direkte private Kontakte in Innenräumen (Definition: Abstand von weniger als 1,5 Metern und Dauer von mehr als 15 Minuten), häufiges Händeschütteln oder Umarmen und der Kontakt mit einer Person mit Erkältungssymptomen. Entsprechend wurden Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie angeordnet oder empfohlen worden waren, als sinnvoll bestätigt: dazu zählten u.a. Arbeit im Homeoffice, Abstand halten, bei Erkältungssymptomen möglichst zuhause bleiben, mit anderen Personen möglichst draußen treffen und gutes Lüften von Innenräumen.

Stand: 18.09.2023

War COVID-19 nicht doch harmlos?

Die COVID-19-Pandemie war nicht harmlos. Zu Beginn der Pandemie gab es keinerlei Immunschutz in der Bevölkerung, das Virus war hochansteckend und hat bei einem erheblichen Anteil der Betroffenen zu schweren Atemwegserkrankungen und Todesfällen geführt. Selbst nach vergleichsweise milden Verläufen hatte (und hat) ein Teil der Erkrankten noch monatelang mit Spätfolgen (Long COVID) zu kämpfen. Es gab weder Impfstoffe noch eine spezifische Therapie. In den drei Pandemiejahren 2020, 2021 und 2022 sind rund 161.500 Menschen mit laborbestätigten Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion in Verbindung mit COVID-19 gestorben. Alleine in der zweiten Erkrankungswelle im Winter 2020/21 sind über 65.000 laborbestätigte Todesfälle an das RKI übermittelt worden. Zum Vergleich – in der schwersten Grippewelle der vergangenen Jahrzehnte im Winter 2017/18 gab es (geschätzt) rund 25.000 Todesfälle.

Stand: 18.09.2023

Welche Lehren werden aus der Pandemie gezogen?

Die Erfahrungen aus der Pandemie sollten von allen Akteuren ausgewertet werden. Hierbei sind nicht nur die Daten zur infektionsepidemiologischen Lage der Bevölkerung zu betrachten, sondern auch viele andere Aspekte, darunter die ergriffenen Maßnahmen, ihre Umsetzung in Kommunen, die Akzeptanz in der Bevölkerung und positive wie negative Auswirkungen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Das RKI steht hierzu auch im Austausch mit anderen Akteuren des Bundes und der Länder. Die Pandemie hat gezeigt: es sind alle betroffen, und eine Pandemie kann nur gemeinsam bewältigt werden. Jede und jeder einzelne muss Verantwortung übernehmen und sich für den Infektionsschutz engagieren. Das wird auch bei der Bewältigung zukünftiger Pandemien entscheidend sein.

Beispiele für Lehren aus der Pandemie aus Sicht des RKI:

  • Die von der Politik ergriffenen bevölkerungsbezogenen Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Absage von Veranstaltungen usw. waren belastend, aber auch wirksam, um die Ausbreitung von respiratorisch übertragbaren Erregern einzudämmen. Solche Maßnahmen müssen besonders in der ersten Phase der Pandemie, in der es noch keine Impfstoffe oder Medikamente gibt, aber auch schnell, konsequent und (am besten auch international) koordiniert umgesetzt werden.
  • Die Bereitschaft, Maßnahmen mitzutragen, muss beim größten Teil der Bevölkerung vorhanden sein.
  • Der Öffentliche Gesundheitsdienst muss gestärkt und ausgebaut werden, das wurde in der Pandemie bereits durch den Pakt für den ÖGD begonnen.
  • Die digitale Infrastruktur muss gestärkt und ausgebaut werden, vor allem die Digitalisierung und Verknüpfung verschiedener Datenquellen (u.a. Meldedaten mit Daten des Erreger-Erbguts). Auch dies wurde teilweise schon vor der Pandemie begonnen.
  • Ein bundesweiter Vorrat an wichtigen Ausrüstungsgegenständen wie Masken und essentiellen Medikamenten ist wichtig.
  • Impfangebote und Maßnahmen zur Steigerung der Inanspruchnahme sollten die Bedarfe der verschiedenen Bevölkerungsgruppen berücksichtigen, sodass sie alle gleichermaßen erreichen.
  • Verschiedene Systeme zur Surveillance von Infektionskrankheiten müssen verstetigt werden – z.B. die erregerübergreifende syndromische Surveillance akuter respiratorischer Erkrankungen.

Das RKI hat viel Erfahrung mit Krisen, war vorbereitet und hat im Rahmen seiner Möglichkeiten bestmöglich zur Bewältigung der Lage beigetragen. Das Institut ist wie alle anderen Institutionen des ÖGD jedoch personell nicht für derartige Dauerbelastung in einem "Jahrhundertereignis" ausgelegt. Trotz vorbereiteter Krisenmanagementstrukturen und großer Erfahrung mit Krisen (z.B. Influenzapandemie 2009, EHEC-Ausbruch 2011) war die Belastung für die Mitarbeitenden über einen langen Zeitraum sehr hoch, und es mussten viele Nicht-COVID-Themen und Projekte depriorisiert werden.

Stand: 19.09.2023

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