Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz haben ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe einer Influenza-Erkrankung [1,2]. Deshalb empfiehlt die STIKO die jährliche Impfung gegen Influenza. Aufgrund der eingeschränkten Immunfunktion kann es jedoch zu einer weniger ausgeprägten oder fehlenden Immunantwort nach der Impfung kommen.
Wichtig: Der attenuierte Lebendimpfstoff (LAIV, Nasenspray, zugelassen für das Alter von 2–17 Jahren) darf bei Patient:innen mit Immundefizienz nicht verabreicht werden. Da nach Gabe von LAIV bei 80% der Geimpften eine Virusausscheidung über etwa 8 Tage und eine Übertragung auf ungeimpfte Kinder beobachtet wurde [3] und da wirksame und sichere Influenza-Totimpfstoffe als Alternative verfügbar sind, sollte LAIV auch bei Kontaktpersonen Immundefizienter nicht angewendet werden.
Bei Patient:innen, die eine Chemotherapie erhalten, sollte die Impfung möglichst ≥2 Wochen vor dem Beginn der Chemotherapie oder zwischen zwei Chemotherapiezyklen erfolgen. Eine Impfung während des Nadirs (Leukopenie und Neutropenie) wird jedoch nicht empfohlen. Sollte ein sofortiger Chemotherapie-Beginn indiziert sein, ist eine Impfung auch noch zu Beginn der Therapie möglich [4].
Die Impfung mit einem Influenza-Totimpfstoff ist erst 6 Monate nach allogener oder autologer Stammzelltransplantation (HSZT) empfohlen [5].
Da Patient:innen mit Immundefizienz generell anfälliger für viele Infektionskrankheiten sind und diese mit schwereren Verläufen einhergehen können als bei Immungesunden, empfiehlt die STIKO sowohl den Patient:innen selbst als auch ihren Kontaktpersonen einen möglichst umfassenden Impfschutz [6].
Weitere Mitteilungen der STIKO zum Impfen bei Immundefizienz hier.
Literatur:
[1] Kunisaki KM, Janoff EN. Influenza in immunosuppressed populations: a review of infection frequency, morbidity, mortality, and vaccine responses. Lancet Infect Dis 2009; 9(8):493-504.
[2] Beck CR, McKenzie BC, Hashim AB, Harris RC. Influenza vaccination for immunocompromised patients: systematic review and meta-analysis by etiology. J Infect Dis 2012; 206:1250–1259.
[3] Vesikari T, Karvonen A, Korhonen T et al (2006) A randomized, double-blind study of the safety, transmissibility and phenotypic and genotypic stability of cold-adapted influenza virus vaccine. Pediatr Infect Dis J 25:590–595
[4] Waqar SN, Boehmer L, et al. Immunogenicity of Influenza Vaccination in Patients With Cancer. American journal of clinical oncology. 2015.
[5] Ljungman P, Cordonnier C, Einsele H, Englund J, et al.Vaccination of hematopoietic cell transplant recipients. Bone Marrow Transplant. 2009;44(8):521–6
[6] Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2023, Epid Bull 2023;4:3- 68 | DOI 10.25646/10829.3
Stand: 01.08.2024