Die Inanspruchnahme der saisonalen Influenza-Impfung wird jährlich basierend auf Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in der RKI-Impfsurveillance ermittelt und durch Daten aus Online-Befragungen ergänzt. Die KV-Daten umfassen ambulante Daten aller gesetzlich Krankenversicherten und bilden somit knapp 85 % der deutschen Bevölkerung ab.
Insgesamt sind die Impfquoten bei den empfohlenen Zielgruppen in Deutschland zu niedrig. So werden die Zielvorgaben der Europäischen Union, wonach eine Impfquote von 75 % bei älteren Menschen vorgesehen ist, in Deutschland nicht annähernd erreicht.
Ältere Menschen: Die Impfquoten der Influenza-Impfung bei Personen ab einem Alter von 60 Jahren waren lange Zeit rückläufig oder stagnierten. Seit der Saison 2018/19 wird ein Anstieg der Impfinanspruchnahme verzeichnet, der sich bis zur Saison 2020/21 mit einer Zunahme der Impfquote auf 47 % fortgesetzt hat. In der Saison 2021/22 waren die Werte wieder leicht rückläufig. Bundesweit wurde 2021/22 eine Impfquote von 43 % bei Personen ab 60 Jahren erreicht. Auf Ebene der einzelnen Bundesländer ist die Spannweite nach wie vor groß und es ist ein klarer Unterschied zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern zu erkennen: In der Saison 2021/22 ließen sich in westlichen Bundesländern 41 % (Spannweite der KV-Regionen: 27 % – 53 %) der über-60-Jährigen impfen, in den östlichen Bundesländern waren es hingegen 56 % (Spannweite: 51 % – 61 %).
Erwachsene mit impfrelevanten Grunderkrankungen: Auf Basis der KV-Daten lagen in der Saison 2021/22 die Impfquoten für chronisch kranke Personen ab einem Alter von 18 Jahren bundesweit bei 35 %. Auch hier lag die Impfquote in den östlichen Bundesländern mit 48 % (Spannweite: 43 % – 53 %) weit über der Impfquote von 33 % (Spannweite: 22 % – 44 %) in den westlichen Bundesländern. Der zeitliche Verlauf der Impfquote über die Saisons ähnelt dem der Standardimpfung ab 60 Jahren, allerdings auf niedrigerem Niveau.
Schwangere: Die KV-Daten zeigen eine besonders niedrige Impfquote bei Schwangeren. Sie lag in der Saison 2014/15 bei 9 % und ist seit 2016/17 von 10 % auf 23 % in der Saison 2020/21 angestiegen. In der Saison 2021/22 lagen die Impfquoten bei 18 %; auch bei den Schwangeren sind deutliche regionale Unterschiede bei den Impfquoten zu beobachten (Spannweite: 13 % - 27 %).
Medizinisches Personal: Im Rahmen der bundesweiten Online-Befragung von Klinikpersonal zur Influenza-Impfung des Robert Koch-Instituts (OKaPII) werden jährlich im Frühjahr Klinikmitarbeitende zu ihrem Impfstatus befragt. Die Impfquote aller befragten Teilnehmenden lag in der Saison 2023/24 bei 58 %. Wie auch in den Vorjahren bestehen nach wie vor große Berufsgruppenunterschiede: Die Ärzteschaft nahm die Influenza-Impfung mit 81 % in der Saison 2023/24 am häufigsten in Anspruch und wies auch in den Vorjahren die höchste Impfquote auf. Von den Mitarbeitenden der Pflege waren in der vergangenen Saison 49 % gegen Influenza geimpft. Die Impfquote anderer Berufsgruppen (bspw. medizinisch-technisches Personal, Reinigungspersonal, Verwaltung etc.) lag in der Saison 2023/2024 zwischen 44 % und 67 %.
Literatur:
Rieck T, Steffen A, Feig M, Siedler A: Impfquoten bei Erwachsenen in Deutschland – Aktuelles aus der KV-Impfsurveillance. Epid Bull 2022;49:3-23 | DOI 10.25646/10855
Steffen A, Rieck T, Siedler A. Monitoring of Influenza Vaccination Coverage among Pregnant Women in Germany Based on Nationwide Outpatient Claims Data: Findings for Seasons 2014/15 to 2019/20. Vaccines (Basel). 2021 May 11;9(5):485 | DOI 10.3390/vaccines9050485
Stand: 16.09.2024