Überleben mit Krebs: Weltweite Unterschiede
Das Überleben von Krebspatientinnen und -patienten unterscheidet sich weltweit erheblich, zeigt eine aktuelle Studie. Unter anderem hängt es davon ab, wie gut der Zugang zu Früherkennungs- und Behandlungsmöglichkeiten ist.
Quelle: © Stephanie Hofschlaeger/ pixelio.de
Die Forscherinnen und Forscher um Claudia Allemani werteten Daten von 25,7 Mio. Menschen aus, die an Krebs erkrankt waren. 279 Krebsregister aus 67 Ländern steuerten Zahlen bei. Beteiligt waren auch acht deutsche Register. Berechnet wurden altersstandardisierte, relative 5 Jahres-Überlebensraten für die häufigsten Krebserkrankungen.
Positive Entwicklungen in den Überlebensraten zeigen sich beispielsweise beim Darmkrebs und beim Brustkrebs - vor allem jedoch in den industrialisierten Ländern. In 17 Ländern erreichte das relative 5-Jahres-Überleben bei Darmkrebs mehr als 60 Prozent, bei Brustkrebs stieg diese Zahl in 22 Ländern sogar auf über 85 Prozent. In Ländern wie Jordanien, der Mongolei oder Südafrika liegen die 5-Jahres-Überlebensraten bei Brustkrebs bei etwa 50 bis 60 Prozent.
Relative Überlebensraten
Die absolute Überlebensrate gibt an, wie viele Menschen mit einer Krebserkrankung nach einem definierten Zeitraum ab Diagnosestellung noch leben. Sterben Betroffene in diesem Zeitraum aus anderen Gründen, wird dies nicht berücksichtigt. Bei der relative Rate wird das Überleben mit Krebs in Bezug zum Überleben in der Allgemeinbevölkerung gesetzt. Eine relative Überlebensrate von 100% bedeutet, dass die Sterblichkeit der Erkrankten genauso groß ist wie die Sterblichkeit der allgemeinen Bevölkerung ist.
Leber- und Lungenkrebs hingegen haben weltweit eine schlechte Prognose. Hier liegen die Überlebensraten in allen Ländern weiterhin bei weniger als 20 Prozent.
Bei Magenkrebs sind die Chancen, fünf Jahre nach Diagnosestellung noch zu leben, in Japan und Südkorea am höchsten. Sie liegen mit 54 bis 58 Prozent weit höher als in allen anderen Ländern (meist um 40 Prozent). Andererseits sind die Überlebensraten bei Leukämie im Erwachsenenalter mit 18 bis 23 Prozent dort auffallend niedrig.
Oft, aber nicht immer, sind Unterschiede zwischen den Überlebensraten auf eine unterschiedliche Qualität der Versorgung zurückzuführen. Auch Früherkennung kann eine Rolle spielen: Werden in einem Land aufgrund von Früherkennungsprogrammen Tumore in einem früheren Stadium gefunden, erhöhen sich die Überlebensraten, selbst wenn der Verlauf der Erkrankung an sich nicht beeinflusst werden würde. Dies kann beispielsweise bei Tumoren der Brust, des Gebärmutterhals, des Darms oder der Prostata der Fall sein. Ebenso ist es möglich, dass sich aufgrund genetischer Faktoren oder unterschiedlicher Lebensstile die Tumorbiologie in verschiedenen Regionen unterscheidet, beispielsweise beim Magen.
Überleben mit Leukämie im Kindesalter spiegelt Unterschiede in den Gesundheitssystemen wider
Deutlich werden Unterschiede in den Gesundheitssystemen jedoch, wenn man die Überlebenschancen von Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) betrachtet. Dies ist die häufigste Krebsart bei Kindern, sie ist jedoch mittlerweile relativ gut therapierbar. In Kanada, Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern leben fünf Jahre nach der Diagnose noch 90 Prozent der Betroffenen, in den meisten anderen Ländern sind es weniger als 60 Prozent.
Weitere Informationen
Originalartikel in "The Lancet" (DOI:10.1016/S0140-6736(14)62038-9)
Stand: 22.12.2014