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Altersstandardisierte Krebssterblichkeit ging auch 2020 weiter zurück

Das statistische Bundesamt hat gestern die Daten der bundesweiten Todesursachenstatistik veröffentlicht. Die Daten werden auch deshalb mit besonderem Interesse verfolgt, weil damit Daten aus dem ersten Jahr der COVID-19 Pandemie beinhalten: im Jahr 2020 waren in Deutschland insgesamt 5 Prozent oder 50.000 Menschen mehr verstorben als im Durchschnitt der Jahre 2016 – 2019.

Die wichtigsten Zahlen zur aktuellen Entwicklung der Krebssterblichkeit lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
231.271 Menschen, davon 105.380 Frauen und 125.891 Männer sind im Jahr 2020 in Deutschland an einer Krebserkrankung gestorben. Das entspricht fast genau der Zahl aus dem Vorjahr (231.318).

Brust- und Lungenkrebs die häufigsten krebsbedingten Todesursachen

Häufigste Todesursachen unter den Krebserkrankungen waren bei Frauen Brustkrebs (17 Prozent aller Krebssterbefälle), gefolgt von Lungenkrebs (16 Prozent) und Darmkrebs (10 Prozent). Bei Männern war Lungenkrebs für 22 Prozent aller krebsbedingten Sterbefälle verantwortlich, gefolgt von Prostatakrebs (12 Prozent) und Darmkrebs (10 Prozent).

Die altersstandardisierte Sterberate, die den Einfluss der demografischen Alterung in unserer Bevölkerung herausrechnet, betrug bei den Frauen 118,9 (Vorjahr: 121,7), bei den Männern 175,5 (Vorjahr: 177,1; berechnet nach altem Europastandard).

Bei Krebserkrankungen ändern sich Trends eher langsam

Da sich bei Krebserkrankungen sowohl Sterberaten als auch Neuerkrankungsraten von Jahr zu Jahr meist nur wenig verändern, ist ein Vergleich über die letzten 10 Jahre aussagekräftiger: Seit 2010 sind die altersstandardisierten Sterberaten an Krebs bei den Frauen um 7 Prozent, bei den Männern um 12 Prozent zurückgegangen.

Der Rückgang der Krebssterblichkeit hat sich im Vergleich zu den 2000er Jahren etwas abgeschwächt: Zwischen 2000 und 2010 war die Krebssterblichkeit altersstandardisiert um 11 Prozent bei den Frauen und um 17 Prozent bei den Männern zurückgeganggesunken.

Deutliche Rückgänge waren in den letzten 10 Jahren bei beiden Geschlechtern beim Magenkrebs (um 29 Prozent beziehungsweise 26 Prozent) sowie beim Darmkrebs (um 21 Prozent beziehungsweise 18 Prozent) zu verzeichnen. Bei den Männern ging auch die Sterblichkeit an Lungenkrebs (minus 19 Prozent) stark zurück, bei Frauen sank die Sterberate für Eierstockkrebs um 15 Prozent.

Angestiegen sind bei beiden Geschlechtern die Sterberaten für bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse (um jeweils 5 Prozent), bei Frauen auch für Lungenkrebs (plus 11 Prozent), wobei sich diese Rate seit etwa 2013 stabilisiert hat.

Tabelle: Zahl der Sterbefälle und altersstandardiserte Sterberate im Jahr 2020 sowie prozentuale Veränderung seit 2010 für Krebserkrankungen insgesamt und ausgewählte Diagnose(gruppen)

* altersstandardisiert nach altem Europastandard
Zahl der SterbefälleSterberate*Prozentuale
Veränderung
seit 2010
Bösartige Neubildung...FrauenMännerFrauenMännerFrauenMänner
der Lunge, der Bronchien und der Luftröhre (C33-C34)17.066
27.751
21,9
30,311%
-19%
des Dickdarms und Enddarms (C18-C20)10.667
13.120
10,7
18,1
-21%
-18%
des lymphatischen und des blutbildenden Gewebes (C81-C96)8.815
11.246
8,5
14,9
-12%
-3%
der Bauch-speicheldrüse (C25)9.4749.448
10,0
13,4
5%
5%
der Brustdrüse (C50)18.425
166
21,8
0,2
-9%
0%
der Harnorgarne (C64-C68)5.450
10.343
5,1
13,4
-4%
-5%
der Leber (C22)2.781
5.676
3,1
8,0
3%
-1%
des Magens (C16)3.321
5.032
3,6
7,2
-29%
-26%
des Zentralen Nervensystems (C70-C72)2.585
3.427
3,7
5,7
-5%
-2%
der Speiseröhre (C15)1.398
4.556
1,7
6,9
13%
0%
der Lippe, der Mundhöhle und des Rachens (C00-C14)1.397
3.9551,7
6,3-6%
-13%
der Eierstöcke (C56)5.265
6,4
-15%
Alle bösartigen Neubildungen (C00-C97)105.380125.891118,9175,5-7%-12%



Fazit: Nach Bereinigung um demografische Einflüsse geht die Krebssterblichkeit weiter leicht zurück. Ein Einfluss der COVID-19 Pandemie auf die Krebssterblichkeit lässt sich somit derzeit nicht nachweisen. Damit war aber auch kaum zu rechnen: Zwar lässt sich mit verschiedenen Daten belegen, dass es vor allem in der ersten Pandemiewelle aus verschiedenen Gründen zu Verzögerungen in der Diagnose und damit auch der Therapie von Krebserkrankungen gekommen ist. Auch wurden in dieser Phase Therapien teilweise umgestellt, beispielsweise um stationäre Aufenthalte zu vermeiden.

Auswirkungen von Pandemiemaßnahmen auf Krebserkrankungen werden sich erst in mehreren Jahren zeigen

Ob und wieweit sich diese Effekte auf den Verlauf der Erkrankungen und damit auf die krebsbedingte Sterblichkeit auswirkt, wird man jedoch erst in den kommenden Jahren beurteilen können. Aufgrund der heute in vielen Fällen längeren Krankheitsverläufe wird nur ein relativ kleiner Teil der im Jahr 2020 an Krebs verstorbenen Personen erst während der Pandemie, also etwa ab Mitte März 2020 diagnostiziert worden sein. Außerdem wurde die Diagnosestellung wahrscheinlich vor allem bei Krebsarten verzögert, bei denen gezielte Früherkennungsmethoden eingesetzt werden. Hier wäre jedoch allenfalls ein Einfluss auf die langfristige Prognose der Betroffenen zu erwarten.

Daten aus den Krebsregistern werden aufgrund ihrer inzwischen großen Detailtiefe (insbesondere zum Tumorstadium, zur Therapie und zum Krankheitsverlauf) in den nächsten Jahren entscheidend zum Verständnis der komplexen Auswirkungen der Pandemie auf die onkologische Versorgung beitragen können.

Weitere Informationen

Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes zur Todesursachenstatistik 2020


Stand: 05.11.2021

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