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Sozioökonomische Muster von Krebserkrankungen in Deutschland

Einkommen, Bildung und der berufliche Status können für die Gesundheit und für die Krankheitsentwicklung wichtige Rollen spielen. Wissenschaftler des RKI haben erstmals deutschlandweit untersucht, inwieweit das Krebsrisiko mit regionalen sozioökonomischen Unterschieden zusammenhängt. Ihre Ergebnisse wurden 2018 in der Fachzeitschrift „Frontiers in Oncology“ veröffentlicht. Dabei werteten sie Daten zu Krebsneuerkrankungen der Jahre 2010 bis 2013 auf Kreisebene in Verbindung mit einem Maß von sozioökonomischer Benach­teiligung - dem German Index of Socioeconomic Deprivation - statistisch aus.

Die Ergebnisse für Krebserkrankungen insgesamt (Abbildung 1) verleihen zunächst den Eindruck, dass ein Zusammenhang mit der sozioökonomischen Deprivation der Wohnregion nur bei Männern besteht. Eine Betrachtung der unterschiedlichen Krebsarten im Einzelnen zeigt dagegen, dass sozio­öko­nomische Faktoren doch für beide Geschlechter relevant sind.

Abbildung 1. Altersstandardisierte Neuerkrankungsrate von Krebs insgesamt (ICD-10 C00-C97 ohne C44 sowie C77-C79) nach Quintil der sozioökonomischen Deprivation auf Kreisebene, Deutschland, 2010-2013. Abbildung 1. Altersstandardisierte Neuerkrankungsrate von Krebs insgesamt (ICD-10 C00-C97 ohne C44 sowie C77-C79) nach Quintil der sozioökonomischen Deprivation auf Kreisebene, Deutschland, 2010-2013.


Ein höheres Krebsrisiko in ärmeren Regionen zeigte sich insbesondere für Lungen-, Mund- und Atemwegs-, Magen-, Nieren- (Abbildung 2) und Blasenkrebs bei Männern. Bei Frauen war das Risiko für Nieren- (Abbildung 2), Blasen-, Magen-, Gebärmutterhals- und Leberkrebs sowie Leukämien und Lymphome in armen Regionen höher als in reichen. Für einzelne andere Krebsarten wie Brust- und Hautkrebs (Abbildung 3) zeigte sich dagegen, dass diese in reichen Regionen am häufigsten auftreten.

Abbildung 2. Altersstandardisierte Neuerkrankungsrate von Nierenkrebs (ICD-10 C64) nach Quintil der sozioökonomischen Deprivation auf Kreisebene, Deutschland, 2010-2013. Abbildung 2. Altersstandardisierte Neuerkrankungsrate von Nierenkrebs (ICD-10 C64) nach Quintil der sozioökonomischen Deprivation auf Kreisebene, Deutschland, 2010-2013.

Abbildung 3. Altersstandardisierte Neuerkrankungsrate des malignen Melanoms (ICD-10 C43) nach Quintil der sozioökonomischen Deprivation auf Kreisebene, Deutschland, 2010-2013. Abbildung 3. Altersstandardisierte Neuerkrankungsrate des malignen Melanoms (ICD-10 C43) nach Quintil der sozioökonomischen Deprivation auf Kreisebene, Deutschland, 2010-2013.


Die Ergebnisse der Studie erklären keine Gründe für den statistischen Zusammenhang zwischen Krebsinzidenz und der sozioökonomischen Deprivation. Sie weisen jedoch auf Potenziale für die bevölkerungsbezogene Krebsprävention hin und können zur Entwicklung lokaler Präventionsstrategien beitragen.

Weiterführende Informationen

Stand: 26.10.2018

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