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Häufigkeit HPV-bedingter Krebsarten in Deutschland

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat auf ihrer Sitzung im Juni 2018 beschlossen, die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren zu empfehlen. Die bereits seit einigen Jahren bestehende Empfehlung für die HPV-Impfung von Mädchen bleibt unverändert. Das Ziel der Impfung ist es, Menschen vor HPV-Infektionen und ihren möglichen Folgen zu schützen und somit die Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumoren zu senken.

Ein Junge wird geimpft. Quelle: © Africa Studio / Fotolia

Von einer Vielzahl an Papillomvirustypen sind zwölf Hoch-Risiko-Typen beim Menschen bekannt, die bei der Entstehung von bösartigen Zellveränderungen eine Rolle spielen. Insbesondere HPV vom Typ 16 und 18 haben ein hohes Potenzial, infizierte Zellen so umzuwandeln, dass sie sich im weiteren Verlauf zu Krebsvorstufen und schlimmstenfalls zu einem invasiven Tumor entwickeln können. Bereiche, an denen verschiedene Oberflächengewebe aneinandergrenzen und einem ständigen Umwandlungsprozess unterworfen sind, wie am Gebärmutterhals, begünstigen eine HPV-Infektion, und sind damit einem erhöhten Risiko für eine maligne Entartung ausgesetzt.

Für Frauen ist der Gebärmutterhalskrebs die dominierende Krebserkrankung in diesem Zusammenhang, dessen Entstehung zu fast 100% mit HPV assoziiert ist. Aber auch das Plattenepithelkarzinom des Afters (Analkarzinom) ist in neun von zehn Fällen auf HPV zurückzuführen. Ebenso wird ein Teil der Krebserkrankungen der äußeren und inneren weiblichen Geschlechtsteile (Vaginal-, und Vulvakarzinome), sowie die überwiegende Zahl der Peniskarzinome und einige der Plattenepithelkarzinome des Mund-Rachenraumes auf eine HPV- Infektion zurückgeführt. In Europa waren dies im Jahr 2012 schätzungsweise 2,5% aller Krebsneuerkrankungen.

Etwa 2% aller Krebserkrankungen gehen auf HPV zurück

HPV ist eine der häufigsten sexuell übertragenen Infektionen - die Entstehung von Krebs als Folge einer andauernden HPV-Infektion ist jedoch selten. Für die Jahre 2013/2014 können in Deutschland pro Jahr schätzungsweise zwischen 7.800 und 9.600 Krebsneuerkrankungen einer HPV-Infektion zugeschrieben werden. Etwa jeder fünfte HPV-attributable Erkrankungsfall entfiel auf den Mann, insgesamt waren bis zu 2.300 Männer pro Jahr betroffen. Die Karzinome des Mund-Rachenraumes bildeten hierbei die größte Gruppe. Für jährlich 6.500 bis 7.300 Krebsneuerkrankungen bei Frauen lag vermutlich eine HPV-Infektion zugrunde. Diese waren zu etwa zwei Dritteln bösartige Tumoren des Gebärmutterhalses. Von den 481.600 in 2013/2014 im Mittel neu diagnostizierten Krebserkrankungen in Deutschland waren somit insgesamt etwa zwei Prozent auf eine HPV-Infektion zurückzuführen.

Der Nachweis von HPV in Tumorgewebe lässt an diesen Krebsarten auf einen kausalen Zusammenhang zwischen HPV-Infektion und Krebs schließen. Die Häufigkeit eines HPV-Nachweises in Tumorgewebe (HPV-Prävalenz) dient somit als Ausgangspunkt für die Berechnung der HPV-zuschreibbaren Plattenepithelkarzinome der verschiedenen Organe. Die bezifferten Spannbreiten spiegeln die Unterschiede in publizierten HPV-Prävalenzen in Tumorgeweben aus Europa wider, die sich unter anderem durch Unterschiede in zugrundeliegenden Labormethoden, Zeitraum der Probengewinnung, Auswahl der Tumorsublokalisationen, dem Vorkommen spezifischer histologischer Typen, Prävalenzen weiterer Risikofaktoren etc. erklären können.

Weiterführende Informationen

AG HPV der Ständigen Impfkommission (STIKO): Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. (DOI 10.17886/EpiBull-2018-03)

RKI-Ratgeber zu HPV

Krebsinformationsdienst zu HPV

Information Centre on HPV and Cancer des Katalanischen Instituts für Onkologie (ICO) und der Internationalen WHO-Behörde für Krebsforschung (IARC)

Stand: 26.07.2018

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