August 2017: Das Risiko für Magenkrebs sinkt - nicht nur in Deutschland
Zum Rückgang der Krebssterblichkeit in Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre hat der Rückgang an Magenkrebsfällen einen wesentlichen Beitrag geleistet. Diese Erfolgsgeschichte ist aber letztlich nicht einer einzelnen gezielten Maßnahme des Gesundheitsschutzes zuzuschreiben, sondern vielmehr einer Veränderung von Lebensverhältnissen zu verdanken.
Epidemiologie
Im Jahr 2013 erkrankten in Deutschland 15.631 Menschen an Magenkrebs – etwa halb so viele wie noch 40 Jahre zuvor. Die Zahl der Sterbefälle ist in diesem Zeitraum sogar auf etwa ein Drittel (9.622 Fälle) zurückgegangen – und das, obwohl das Erkrankungsrisiko mit dem Alter ansteigt und die Anzahl älterer Menschen in der Bevölkerung deutlich zugenommen hat. Männer erkranken weiterhin häufiger als Frauen, etwa im Verhältnis 3:2.
Sowohl in Deutschland als auch weltweit gehört Magenkrebs zu den Krebsarten mit der derzeit am stärksten sinkenden altersstandardisierten Sterblichkeit (Abb. 1 und Abb. 2). Seit mehr als zehn Jahren gehen die Sterberaten durchschnittlich um etwas mehr als drei Prozent pro Jahr zurück. Den stärksten Anteil an diesem Rückgang haben die Krebserkrankungen der unteren Magenabschnitte. Innerhalb der Europäischen Union gibt es trotz ähnlich verlaufender Trends jedoch erhebliche regionale Unterschiede: Die Erkrankungs- und Sterberaten in den baltischen Staaten liegen beispielsweise etwa drei- bis viermal höher als in Skandinavien.
Trotz sinkender Neuerkrankungs- und Sterberaten erkranken weltweit noch immer jedes Jahr etwa eine Million Menschen an Magenkrebs, auf den nach Lungen- und Leberkrebs auch die meisten Krebstodesfälle entfallen. In Ostasien sind sowohl Erkrankungshäufigkeit als auch Sterblichkeit an Magenkrebs mit Abstand am höchsten.
Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mortality Database
Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mortality Database
Risikofaktor Helicobacter pylori, Schutzfaktor Kühlschrank
Die sinkenden Neuerkrankungs- und Sterberaten an Magenkrebs in Deutschland, wie auch in weiteren Teilen der Welt, sind im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen. Einer davon ist die verringerte Verbreitung von Infektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori (H. pylori), der aber weltweit immer noch acht von zehn Magenkrebserkrankungen verursacht. Vermuteter Grund für den Rückgang dieser Infektionen sind Verbesserungen der Lebensverhältnisse und Hygienebedingungen, vor allem für Säuglinge und Kleinkinder. Das ist besonders wichtig, da vermutlich in den meisten Fällen die Übertragung des Bakteriums innerhalb der Familien in den ersten Lebensjahren stattfindet.
Zunehmende Möglichkeiten, Lebensmittel durch Kühlung haltbarer zu machen, haben als zweiter wesentlicher Faktor ebenfalls zur Reduktion der Magenkrebsinzidenz beigetragen. Hierdurch verloren in vielen Regionen andere Konservierungsmethoden (v.a. Räuchern oder Pökeln) an Bedeutung, die durch die Entstehung von krebserregenden Stoffen (Nitrosaminen) beim Verdauungsprozess das Magenkrebsrisiko erhöhen.
Noch immer bestehende deutliche internationale Unterschiede in der Häufigkeit von Magenkrebs weisen darauf hin, dass Unterschiede in den Ernährungsgewohnheiten und bei der Verarbeitung von Lebensmitteln weiterhin eine große Rolle spielen. Die IARC verdächtigt beispielsweise den Konsum von Fisch, der nach einem in Ostasien verbreiteten Verfahren gepökelt wurde, mitverantwortlich für die Entstehung von Magenkrebs zu sein.
Magenkrebs vorbeugen?
Die Entwicklung eines zuverlässigen Impfstoffs gegen H. pylori-Infektionen steht noch aus. Die frühzeitige Entdeckung und Behandlung einer chronischen Infektion mit H. pylori bietet jedoch das Potential, die Krankheitslast aufgrund von Magenkrebs zu senken. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) empfiehlt Ländern mit besonders hoher Inzidenz an Magenkrebs, die Einführung entsprechender Programme zu prüfen.
In Deutschland kann nach aktuellen Leitlinien bei Personen mit erhöhtem Risiko (z.B. familiäre Belastung) und Nachweis einer Infektion eine antibiotische Kombinationstherapie (Eradikationstherapie) durchgeführt werden, um das Magenkrebsrisiko zu senken.
Weitere Informationen
Magenkrebs beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
Helicobacter pylori beim Robert Koch-Institut
Daten zur Magenkrebs-Sterblichkeit in der WHO Mortality Database
Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016
Stand: 01.08.2017