Mai 2017: Weltnichtrauchertag 2017: Tabak - Eine Gefahr für die Entwicklung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft jährlich am 31. Mai zum „World No Tobacco Day - Weltnichtrauchertag“ auf, um auf die Gesundheitsrisiken, die mit dem Tabakkonsum verbunden sind, hinzuweisen und für mehr Tabakkontrollpolitik zu plädieren.
Der diesjährige Weltnichtrauchertag steht unter dem Motto: Tabak – eine Gefahr für die Entwicklung. Die Kampagne will damit auf die Gefahr aufmerksam machen, die die Tabakindustrie für die nachhaltige Entwicklung aller Länder, einschließlich des gesundheitlichen und wirtschaftlichen Wohlergehens der Bevölkerung, darstellt. Zudem schlägt sie Maßnahmen vor, die Regierungen und Gesellschaft ergreifen sollten, um die Gesundheit und Entwicklung ihrer Länder zu fördern und der Tabakkrise zu begegnen.
Tabakkonsum gilt als der wichtigste Risikofaktor für Krebserkrankungen und als das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland. Jährlich sterben hier 121.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums und etwa 72.000 Krebsfälle pro Jahr können auf das aktive Rauchen zurückgeführt werden. Hinzu kommen knapp 300 Neuerkrankungen an Lungenkrebs bei Nichtraucherinnen und Nichtrauchern aufgrund von Passivrauchbelastungen.
In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Raucherinnen und Raucher in Deutschland leicht zurückgegangen. Dennoch rauchen immer noch etwa jeder vierte Mann und jede fünfte Frau täglich oder gelegentlich. In Bevölkerungsgruppen mit niedrigem sozialem Status sind die Anteile vor allem bei den Männern jedoch noch wesentlich höher. Ein besonders starker Rückgang hat bei den Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren stattgefunden, wo sich der Raucheranteil zwischen 2001 und 2015 mehr als halbiert hat und zuletzt nur noch bei etwa 10% lag.
Tabakkontrollpolitik in Deutschland
In den vergangenen 15 Jahren wurden zahlreiche Maßnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums umgesetzt. Von Steuererhöhungen Anfang der 2000er Jahre, über Nichtraucherschutzgesetze auf Bundes- und Länderebene bis hin zu Werbeverbote für und Warnhinweisen (Text und Bild) auf Tabakprodukten. Diese Maßnahmen hatten, ergänzt durch verhaltenspräventive Maßnahmen wie beispielsweise Schulprogramme zur Tabakprävention, wahrscheinlich einen wesentlichen Anteil am Rückgang der jugendlichen Raucherinnen und Raucher (Abb. 1).
Quelle: Orth, B und Töppich, J (2015); Statistisches Bundesamt (Destatis) (1998-2014)
Die in Deutschland bisher umgesetzten Maßnahmen bleiben allerdings hinter denen in anderen europäischen Ländern zurück. Dies verdeutlicht ein EU-weiter Vergleich der Tabakkontrollpolitiken im Jahr 2016: In den sechs untersuchten Kategorien (Steuererhöhungen, rauchfreie öffentliche Räume, Aufklärungskampagnen, Werbeverbote, Warnhinweise und Unterstützung bei der Tabakentwöhnung) erlangte Deutschland in zwei Kategorien (rauchfreie öffentliche Räume und Warnhinweise) die Hälfte der möglichen Punktzahl. In allen anderen liegt es darunter und belegt insgesamt vor Österreich den vorletzten Platz. Vor allem im Bereich Werbeverbote – Deutschland ist das einzige Land in der EU, das noch uneingeschränkt Außenwerbung für Tabakprodukte erlaubt – und Unterstützung bei der Tabakentwöhnung ist Deutschland immer noch vergleichsweise zurückhaltend. Aber auch die Ausnahmeregelungen bei den Nichtraucherschutzgesetzen einiger Bundesländer lassen deutlich mehr zu als in anderen EU-Mitgliedsstaaten. Dort wurden zum Teil weitreichendere Nichtraucherschutzgesetze eingeführt, die zum Beispiel das Rauchen im Auto verbieten, wenn Kinder mitfahren.
Vergleicht man allerdings die Raucheranteile in der Europäischen Union, zeigt sich ein etwas anderes Bild: Nach Ergebnissen der Europäischen Gesundheitsbefragung (EHIS) aus dem Jahr 2014 rauchen in Deutschland anteilig etwas weniger Menschen als im EU-Durchschnitt. Ähnlich wie in Deutschland ist in den meisten europäischen Ländern zuletzt ein Rückgang des Tabakkonsums zu beobachten. Im Durchschnitt ging der Raucheranteil in der EU zwischen 2000 und 2012 relativ gesehen um 12% zurück.
Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“
Die nachhaltige Verringerung des Tabakkonsums ist ein wichtiges Ziel der Gesundheitspolitik. Im Rahmen des nationalen Gesundheitszieleprozesses wurde im Jahr 2003 das Ziel „Tabakkonsum reduzieren“ formuliert und 2015 aktualisiert. Im Konsens mit allen beteiligten Akteuren wurden in Zielen und Teilzielen Maßnahmen zur Veränderung struktureller Rahmenbedingungen erarbeitet. Dazu zählten unter anderem regelmäßige Tabaksteuererhöhungen, ein vollständiges Verbot direkter und indirekter Tabakwerbung und der Schutz vor Passivrauchen.
Neben diesen nationalen Maßnahmen gibt es auch auf internationaler Ebene Anstrengungen zur Reduzierung des Tabakkonsums. Das Rahmenabkommen zur Tabakkontrolle `Framework Convention on Tobacco Control´ (FCTC) ist der erste zwischenstaatliche Vertrag im Bereich Gesundheit, der unter der Leitung der Weltgesundheitsorganisation zwischen Staaten ausgehadelt wurde. Ziel der FCTC ist es, heutige und künftige Generationen vor den gesundheitlichen, gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen des Tabakkonsums und des Passivrauchens zu schützen. Mit der Ratifizierung des Vertrages im Jahr 2004 verpflichtet sich Deutschland zur Umsetzung der Konvention und zur Erfüllung der festgelegten Standards der Tabakkontrollpolitik.
In den letzten Jahren hat sich `Rauchfreiheit´ in vielen Lebensbereichen zur gesellschaftlichen Norm entwickelt. Dieser gesellschaftliche Wandel zeigt sich insbesondere darin, dass immer weniger Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Rauchen beginnen. Aktuell befindet sich die Zahl der rauchenden Jugendlichen auf einem historischen Tief. Für die Krebsprävention, aber auch die allgemeine Gesundheitsförderung ist es wichtig, dass diese Erfolge nachhaltig gesichert und die Tabakkontrolle noch weiter ausgebaut werden.
Weitere Informationen
Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016
Gesundheit in Deutschland 2015: Kapitel 03. Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit?
Nationales Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“
Stand: 02.05.2017