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November 2017: Mindestens eine halbe Million Männer in Deutschland lebt mit der Diagnose Prostatakrebs

Prostatakrebs häufigste Krebsart bei Männern

Prostatakrebs ist auch 2014 mit knapp 60.000 neu entdeckten Fällen die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern und ist für die Betroffenen häufig mit körperlichen und seelischen Belastungen verbunden. Prostatakrebs löste als Diagnose den bis Mitte der 1990er Jahre in den Erkrankungsraten führenden Lungenkrebs ab, auch die Raten an Magenkrebs und Darmkrebs hat Prostatakrebs mit der Zeit deutlich überschritten. Zwischen 1970 und 1990 hatte sich die altersstandardisierte Erkrankungsrate bereits um 30% erhöht, bis 2003 verdoppelte sich diese dann noch einmal. Seitdem steigen die Zahlen nicht mehr an und sind in den letzten Jahren sogar deutlich rückläufig (Abb. 1). Die aktuelle relative 5-Jahres-Überlebensrate für Männer mit Prostatakrebs beträgt im Durchschnitt über 90%.

Abbildung 1. Entwicklung der Neuerkrankungsraten häufiger Krebsarten bei Männern (alterstandardisiert), Deutschland, 1970 – 2013. Anmerkung: Erfassungslücke nach Wiedervereinigung 1989 und Methodenänderung ab 1995.  Abbildung 1. Entwicklung der Neuerkrankungsraten häufiger Krebsarten bei Männern (alterstandardisiert), Deutschland, 1970 – 2013. Anmerkung: Erfassungslücke nach Wiedervereinigung 1989 und Methodenänderung ab 1995. Quelle: Zentrum für Krebsregisterdaten

Alternde Gesellschaft und Früherkennung

Ein Grund für die Entwicklung der Neuerkrankungszahlen ist die steigende Lebenserwartung und das mit dem Alter zunehmende Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Bei einer wachsenden Zahl älterer Männer nimmt entsprechend die Zahl der Neuerkrankungen zu. Genetische Faktoren und der Lebensstil spielen beim Verlauf der Erkrankungsraten in Deutschland vermutlich eine geringere Rolle, auch wenn Übergewicht und Bewegungsarmut das Erkrankungsrisiko wahrscheinlich erhöhen.

Maßgeblich beeinflusst wird der Trend der Prostatakrebs-Neuerkrankungen durch den in der Diagnostik häufig eingesetzten sogenannten PSA-Test. Seit Ende der 1980er Jahre kann man mit einem Bluttest den Spiegel des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) bestimmen. Ein hoher PSA-Wert kann auf Krebsknoten bereits vor Auftreten erster Symptome hinweisen. Dieser Wert kann aber auch aus anderen Gründen erhöht sein, z.B. wegen einer Entzündung der Prostata oder der Blase. Nach Einführung dieses Tests ist die Häufigkeit der Diagnose Prostatakrebs stark angestiegen, wobei viele dieser Tumoren zu Lebzeiten vermutlich keine Beschwerden verursacht hätten. Ein mittlerweile zurückhaltender Einsatz des PSA-Tests erklärt wahrscheinlich den aktuellen Rückgang der Inzidenz.

Bezüglich des Nutzens und Schadens ist der PSA-Test wissenschaftlich umstritten und in Deutschland keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Auch in der aktuellen Leitlinie zum Prostatakarzinom spiegelt sich wider, dass zwischen den medizinischen Fachgesellschaften teilweise unterschiedliche Auffassungen zu diesem Thema bestehen. Gleichwohl werden Männer in vielen Praxen über den PSA-Test informiert und ihnen die Durchführung des Tests angeboten. Die gesetzlichen Früherkennungsangebote in Deutschland beinhalten derzeit für Männer ab dem Alter von 45 Jahren einmal jährlich die Tast­unter­suchung der Prostata und der Lymphknoten, die Frage nach Beschwerden oder gesundheitlichen Veränderungen sowie die Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane.

Neunmal mehr verlorene Lebensjahre durch Lungenkrebs

Statistisch gesehen hatten die Herren auf dem Titelfoto Anfang des 20. Jahr­hunderts im Alter von 60 Jahren noch eine Lebenserwartung von etwa weiteren 13 Jahren. Heutzutage leben 60-jährige Männer im Durchschnitt noch etwa weitere 22 Jahre, das sind aber immer noch drei Jahre weniger als Frauen gleichen Alters.

Männer, die an Prostatakrebs sterben, sind im Durchschnitt zum Zeitpunkt ihres Todes 79 Jahre alt. Das hohe mittlere Diagnosealter von 72 Jahren und die günstigen relativen 10-Jahres-Überlebensaussichten von 90% führen im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen zu einem relativ geringen Anteil krebsbedingter verlorener Lebensjahre (Abb. 2). Im Vergleich dazu verursacht beispielsweise Lungenkrebs bei Männern neunmal mehr verlorene Lebensjahre.

Abbildung 2. Entwicklung der verlorenen Lebensjahre vor dem 70. Lebensjahr wegen Krebserkrankungen bei Männern  (altersstandardisiert),  Deutschland ,1998 – 2015. Abbildung 2. Entwicklung der verlorenen Lebensjahre vor dem 70. Lebensjahr wegen Krebserkrankungen bei Männern (altersstandardisiert), Deutschland ,1998 – 2015. Quelle: Statistisches Bundesamt

Über die Lebensqualität von Männern mit Prostatakrebs ist noch zu wenig bekannt

Im Jahr 2014 lebten jedoch etwa 270.000 Männer mit einer bis zu 5 Jahre zurückliegenden Diagnose eines bösartigen Tumors der Prostata. Von Prostatakrebs-Diagnosen, die bis zu 10 Jahre zurückliegen, sind eine halbe Million Männer in Deutschland betroffen. Die Lebensqualität von Männern mit Prostatakrebs ist daher ein wichtiges Thema, über das noch zu wenig bekannt ist. Bei Überlebenden, deren Erstdiagnose mehr als fünf Jahre zurücklag, konnte in einer deutschen Studie gezeigt werden, dass die allgemeine Lebensqualität genauso gut ist wie bei der Allgemeinbevölkerung. Besonders deutliche Unterschiede zeigten sich allerdings bei der Bewertung sozialer Funktionen: An Prostatakrebs Erkrankte gaben beispielsweise an, dass das Zusammensein und die Unternehmungen mit anderen durch die Krebserkrankung erheblich eingeschränkt waren.

Generell ist das Leben mit Krebs - nicht nur für Betroffene mit Prostatakrebs - in unserer Gesellschaft mit großen Herausforderungen verbunden, sowohl in der medizinischen Versorgung als auch im privaten Lebensumfeld. Noch gibt es keine abschließenden Antworten auf alle Fragen zum Langzeitüberleben nach Krebs. Neue Forschungsschwerpunkte hierzu können dazu beitragen, die Verbesserung des Lebens von Menschen mit Krebs weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.

Weitere Informationen

Informationen des Krebsinformationsdienstes über Prostatakrebs

Informationen über Prostatakrebs auf gesundheitsinformationen.de

Patientenleitlinien zu Prostatakrebs des Leitlinienprogramms Onkologie

Der RKI-Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016

Stand: 01.11.2017

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