Krebs gesamt
2022 | ||
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¹ je 100.000 Personen, altersstandardisiert nach altem Europastandard * bis 31.12.2020 ** berechnet nach Periodenmethode für 2019 / 2020 | ||
Frauen | Männer | |
Neuerkrankungen | 236.394 | 267.772 |
standardisierte Erkrankungsrate¹ | 339,7 | 407,9 |
Sterbefälle | 106.020 | 124.238 |
standardisierte Sterberate¹ | 117,7 | 168,6 |
5-Jahres-Prävalenz* | 801.700 | 835.000 |
10-Jahres-Prävalenz* | 1.384.600 | 1.379.200 |
relative 5-Jahres-Überlebensrate** | 66 % | 62 % |
relative 10-Jahres-Überlebensrate** | 61 % | 57 % |
Unter ‚Krebs gesamt’ werden alle bösartigen Neubildungen einschließlich der Lymphome und Leukämien zusammengefasst. Nicht berücksichtigt wurden, wie international üblich, die nicht-melanotischen Hautkrebsformen (heller Hautkrebs), auch weil sie trotz ihrer Häufigkeit nur sehr geringfügig zur Krebssterblichkeit beitragen.
Unterschiedliche Zellarten bilden Ursprung von Krebs
Bösartige Neubildungen können in den verschiedensten Organen des Körpers von unterschiedlichen Zellarten ausgehen. Ausgangspunkt der meisten Krebskrankheiten sind die inneren und äußeren Körperoberflächen (Epithelien). Allein etwa 70 Prozent der Tumoren sind vom Drüsengewebe ausgehende Adenokarzinome. Bei weiteren etwa 15 Prozent handelt es sich um Plattenepithelkarzinome, bösartige Tumoren des Übergangsepithels (Urothelkarzinome) und kleinzellige Karzinome, die beispielsweise in der Lunge vorkommen. Leukämien und Lymphome nehmen ihren Ausgang vom blutbildenden Knochenmark und von lymphatischen Geweben. Darüber hinaus können bösartige Tumoren ihren Ursprung auch im Binde- und Stützgewebe (u.a. Sarkome), in den Stützzellen des Nervensystems (Gliome) oder den pigmentbildenden Zellen (Melanome) haben.
Rund 493.200 Neuerkrankungen an Krebs in 2022
Im Jahr 2022 sind nach Schätzung des ZfKD insgesamt in Deutschland rund 493.200 Krebserkrankungen erstmalig diagnostiziert worden. Davon traten bei Männern ca. 267.772 und bei Frauen 236.394 Erkrankungen auf. Etwa die Hälfte der Fälle betrafen Brustdrüse (74.512), Prostata (74.895), Dickdarm (54.610) oder Lunge (56.577).
Wie in fast allen europäischen und nordamerikanischen Krebsregistern, kam es im ersten Pandemiejahr 2020 zu einem Rückgang der in den Registern erfassten Krebsneuerkrankungen gegenüber dem Vorjahr, der sich in Deutschland in ähnlicher Größenordnung schon in der Krankenhausdiagnose- und Operationsstatistik abgezeichnet hatte. Im europäischen Vergleich fiel dieser in Deutschland mit rund 6 Prozent noch eher moderat aus. Die deutlichsten Rückgänge, gemessen in absoluten Fallzahlen zeigten sich bei Darmkrebs ( − 11 Prozent ), sowie bösartigen Tumoren des Kehlkopfs ( − 10 Prozent ) und der Prostata ( − 9 Prozent ). Bei Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses, des zentralen Nervensystems und der Bauchspeicheldrüse wurden dagegen in 2020 nur rund ein Prozent weniger Fälle erfasst als 2019.
Die Gründe für diesen ungewöhnliche Rückgang sind wahrscheinlich vielfältig: Sie reichen unter anderem von in der COVID-19-Pandemie vorübergehend eingeschränkten Angeboten und verminderter Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bis zu verzögerter Abklärung von Krankheitssymptomen. Noch lässt sich nicht beurteilen, ob diese Entwicklungen zu einer Beeinträchtigung der Behandlungschancen der betroffenen Menschen geführt haben.
Die altersstandardisierten Sterberaten von Krebs in Deutschland lagen im Zeitraum 2019 – 2021 bei Männern um 27 Prozent, bei Frauen um 17 Prozent niedriger als 20 Jahre zuvor. Im Vergleich zur gesamten Europäischen Union, lag die Krebssterblichkeit in Deutschland im Zeitraum 2019/2020 bei Frauen um 4 Prozent höher, bei Männern um 5 Prozent niedriger.
Rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Krebserkrankung, die in den letzten 5 Jahren diagnostiziert wurde. Geschätzt mehr als 4,5 Millionen Menschen sind in den letzten 25 Jahren an Krebs erkrankt, die Zahl der jemals an Krebs erkrankten Personen dürfte noch einmal knapp 10 Prozent höher liegen..
Überlebensaussichten je nach Krebsart sehr unterschiedlich
Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten sind ein Maß für die Überlebenschancen von Krebspatientinnen und -patienten im Vergleich mit der allgemeinen Bevölkerung gleichen Alters und Geschlechts. Sie sind in hohem Maße von der Tumorart abhängig und reichen von Ergebnissen unter 10 Prozent für bösartige Tumore der Bauchspeicheldrüse und Mesotheliome bis hin zu Werten über 90 Prozent für das maligne Melanom der Haut, den Hodenkrebs und den Schilddrüsenkrebs
Rauchen, Übergewicht, Ernährung: Manche Risikofaktoren sind vermeidbar
Für viele Krebserkrankungen sind Entstehungsmechanismen noch nicht ausreichend bekannt oder die bekannten Auslöser lassen sich nicht beeinflussen. Präventionsstrategien stehen daher nur für wenige Tumorarten zur Verfügung. Darunter sind allerdings Krebsformen, die viele Menschen betreffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass sich weltweit 30 bis 50 Prozent aller Krebsfälle durch Vorbeugung verhindern ließen. Schätzungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zufolge sind in Deutschland mindestens 37 Prozent aller Krebsneuerkrankungsfälle durch vermeidbare oder zumindest beeinflussbare Risikofaktoren erklärbar.
Unter diesen hat Tabakkonsum die größte Bedeutung. Etwa 19 Prozent aller Krebserkrankungen in Deutschland pro Jahr sind dem Rauchen zuzuschreiben (attributable Fraktion). Die Rolle von Übergewicht und Bewegungsmangel ist aus beobachtenden, epidemiologischen Untersuchungen ebenfalls schon länger bekannt. Mögliche biologische Mechanismen hinter dieser Assoziation werden durch die jüngste Forschung zum metabolischen Syndrom deutlicher. Diese chronische »Stoffwechselschieflage« geht mit Bluthochdruck, hohen Blutfett- und Blutzuckerwerten einher. Entzündliche Prozesse im Fettgewebe sind vermutlich an der Krebsentstehung beteiligt.
Unter den ernährungsabhängigen Einzelfaktoren spielt der Alkoholkonsum eine wichtige Rolle. Wenig Obst, Gemüse oder Ballaststoffe bei einem oft gleichzeitig hohen Anteil von rotem und verarbeitetem Fleisch an der Ernährung konnte als Risikofaktor für mehrere häufige Tumorarten identifiziert werden. In beobachtenden Studien lässt sich der Einfluss einzelner Lebensmittel und ihrer Inhaltsstoffe allerdings nicht immer von dem der Energiebilanz sowie anderen möglichen Faktoren trennen. Zu den vermeidbaren Krebsrisikofaktoren gehört auch der ultraviolette Anteil des Sonnenlichts (UV-Strahlung).
Umweltfaktoren und bestimmte Erkrankungen können einen Einfluss haben
Von vielen Menschen in Deutschland wird der Einfluss von Schadstoffen und Verunreinigungen in Lebensmitteln überschätzt, ebenso der von Umwelteinflüssen oder Belastungen am Arbeitsplatz. Im Einzelfall können diese Faktoren jedoch auch hierzulande einen wesentlichen Anteil an der Krebsentstehung haben. Beispiele sind das regional natürlich vorkommende Edelgas Radon, das für etwa 6 Prozent der Lungenkrebsfälle in Deutschland verantwortlich gemacht wird, oder frühere berufliche Asbestbelastungen, die aufgrund der langen Latenzzeit auch heute noch zu Mesotheliomen des Brust- oder Bauchfells führen. Auch medizinische Verfahren können in einzelnen Fällen das Krebsrisiko erhöhen; etwa mit einer Strahlenbelastung verbundene Diagnose- und Therapieverfahren, Zytostatika zur Chemotherapie oder die als Risikofaktor für Brustkrebs identifizierte Hormontherapie bei Frauen im Klimakterium.
Chronische Infektionen sind heute für einige verbreitete Krebsarten als Risikofaktoren bekannt: etwa 4 Prozent der Krebsneuerkrankungen in Deutschland können darauf zurückgeführt werden. Impfungen oder ursächliche Therapien können zur Senkung des Krebsrisikos beitragen. Nachgewiesen ist dies beispielsweise für die Impfung gegen Hepatitis-B-Viren als Schutzfaktor vor Leberkrebs. Ein ähnlicher Effekt wird durch die HPV-Impfung erwartet.
Neben vermeidbaren Faktoren können auch genetische Ursachen das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen. Bisher sind jedoch nur wenige dieser Genveränderungen eindeutig als Ursache für bestimmte Tumorarten wie etwa Brust- und Eierstockkrebs oder Darmkrebs identifiziert worden.
Das Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland zur Krebsfrüherkennung betrifft bösartige Tumoren der Haut und des Darms sowie Brust- und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern.
Stand: 08.10.2024